Unternehmer und Geschäftsleiter sollten im Spätherbst ihre wirtschaftliche und steuerliche Situation offen, transparent und schonungslos besprechen. Dazu gehört es auch, Jahresabschluss und Bilanzierung in den Blick zu nehmen. Je früher Verantwortliche tätig werden, desto eher lassen sich neue Lösungen entwickeln.
Die Bilanz ist ein zentraler Bestandteil des Jahresabschlusses eines Kaufmanns oder eines Unternehmens. Sie soll die wirtschaftlichen Ergebnisse eines Unternehmens, dessen Leistungsfähigkeit und steuerlichen Gewinne darstellen. Daher dient nicht nur zur Ermittlung der Steuerlast, sondern eben auch zur Präsentation der unternehmerischen Substanz. Bilanzstichtag ist im Rechnungswesen der letzte Tag des Wirtschaftsjahres, zu dem turnusmäßig ein Jahresabschluss von Unternehmen aufgestellt wird und auf den sich die Bilanz bezieht. Das ist in der Regel der 31. Dezember – wodurch immerhin noch einige Wochen verbleiben, um stabil und sicher das alte Jahr abzuschließen und das neue zu beginnen.
„Warum Unternehmer und Geschäftsleiter im Spätherbst ihre wirtschaftliche und steuerliche Situation offen, transparent und schonungslos besprechen sollten? Das ist ganz einfach: Es ist ein wesentlicher Bestandteil der unternehmerischen Planung, sich einen genauen Überblick über das laufende Jahr zu verschaffen, die geschäftliche Entwicklung in allen Details zu analysieren und nicht nur auf den Umsatz zu schauen. Dazu gehört es auch, Jahresabschluss und Bilanzierung in den Blick zu nehmen“, betont Martin Beyel, Steuerberater und Partner der Kanzlei Beyel Janas Wiemann + Partner (bjw+p) aus Geldern und Kempen. Die Kanzlei berät private und unternehmerische Mandanten bei allen steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen, wozu eben auch die Bilanz gehört.
Stichtag für die Bilanz ist in der Regel der 31. Dezember, aber so lange sollte niemand warten, bis er sich mit seiner Bilanz befasst. Martin Beyel sagt: „Steuerberater können schon jetzt an den Bilanzen ablesen, an welchen Stellen Optimierungsbedarf besteht. Also gilt: Wenn etwas falsch läuft, ist noch bis zum Jahresende Zeit, die Dinge zu korrigieren. Rückwirkend aber werden sich Probleme kaum revidieren lassen, sodass bei Schwierigkeiten schnellstmöglich gegengesteuert werden muss. Je früher Verantwortliche tätig werden, desto eher lassen sich neue Lösungen entwickeln.“
Das hat weitreichende Vorteile für Unternehmen, da sich durch die frühzeitige Analyse der Bilanz interessante Wertschöpfungspotenziale entdecken lassen, um beispielsweise zu einer positiveren realistischen wirtschaftlichen Darstellung zu gelangen. Ein Beispiel dafür sind immaterielle Aktiva wie eine riesige Kundendatenbank. Sie besitzen für die Bewertung eines Unternehmens eine wachsende Bedeutung. Gleiches gilt für Marken: Erfolgreich eingeführt sind sie ein wertvolles Eigentum, das für Stabilität steht und bei der Kundengewinnung und Kundenbindung hilft. Damit wirken sich etablierte Marken erheblich auf dem Geschäftserfolg aus.
„Solche Faktoren sind für Unternehmen sehr wichtig und lassen sich durch eine gründliche Analyse der Bilanz erkennen und aufdecken. Somit können diese Erfolgsfaktoren in die leistungswirtschaftliche und bilanzielle Präsentation aufgenommen werden, um die echte Stärke eines Unternehmens darzustellen. Das ist sehr wichtig, beispielsweise bei Finanzierungsgesprächen“, stellt Martin Beyel heraus.
Das führe dazu, die Bank von der wirtschaftlichen Stärke durch die in der Bilanz dargestellten Ertragskraft zu überzeugen. Darauf schauten Kreditinstitute – auch durch die Vorgaben neuer Regelungen zur Kreditvergabe – sehr genau. Es sei daher entscheidend, die Bank als verlässlichen Partner zu gewinnen. Denn: „Was passieren kann, wenn die Bank eine Finanzierung nicht freigibt, ist leicht erklärt: Werden Kreditlinien nicht verlängert oder neue Kredite aufgrund bankinterner Bewertungen auf einmal teurer als bisher gewohnt oder eben überhaupt nicht erteilt, kann sich das sehr negativ auf die Geschäfte auswirken und sogar dazu führen, dass das ganze Unternehmen in Schieflage gerät. Deshalb ist es wichtig, professionell mit der Bank zu verhandeln und alle möglichen offenen Fragen umfassend vorzubereiten“, sagt Martin Beyel mit Blick auf die Praxis.